Montag, 13. Juli 2015

Worte für ein Miteinander

Am Anfang war das Wort.....So lesen wir es in der Bibel im Johannesevangelium.
Welch himmlische Zeiten! Nur ein Wort! Das war ja schon richtig SMS-tauglich. Und gut für Adam und so manchen Mann.
Wir wissen, dass es nicht dabei geblieben ist. Neben den vielen Sprachen und Dialekten plagen uns heute auch oft die unterschiedlichen Bedeutungen, die wir auf Grund unterschiedlicher Erfahrungen den Worten verleihen. Ich erlebe das täglich in meinem beruflichen Umfeld. Dort habe ich mit dem Thema Verpackung zu tun, das man völlig unterschiedlich beschreiben kann. Es hängt davon ab, ob man Designer, Schachtelhersteller, Maschinenbauer, Einzelhändler, Konsument oder Recycler ist.

Ähnlich verhält es sich auch im religiösen Raum. Unsere Erfahrungen mögen ähnlichen Ursprungs sein, wir beschreiben sie aber auf Grund unserer religiösen Erziehung, des kulturellen oder familiären Einflusses zuweilen sehr unterschiedlich. Was dazu führen kann, daß wir einander überhaupt nicht verstehen, obwohl wir doch an denselben Gott glauben. Und wohin das führen kann, zeigen Geschichte und Gegenwart.

Ich selbst mache gerade die Erfahrung, dass es sich lohnt, miteinander zu reden. Und das es ungemein bereichernd für meinen eigenen Glauben ist, mit Vertretern der unterschiedlichsten Religionsgemeinschaften zusammenzukommen und von ihren religiösen Erfahrungen zu hören. Im Berliner Forum der Religionen kann ich mehrmals im Jahr an Veranstaltungen teilnehmen, zu denen religiöse Menschen mit dem Wunsch kommen, einander besser zu verstehen und positiven Einfluß auf das friedliche Miteinander in der Stadt auszuüben.

Ich stelle dabei fest, wie sehr es meinen Horizont erweitert, wie viel ich von Anderen lernen kann, und wie schwierig es andererseits ist, mit meinen gelernten Worten dem anderen etwas zu erklären. So, dass er fühlen kann, was ich fühle. Es heißt ja schließlich "sich verbunden fühlen" ....

Paulus spricht in der Bibel vom Heiligen Geist, der die Verbindung zwischen Prediger und Hörer des Wortes schafft, aus der ein Verstehen resultiert. Gebe ich dem Heiligen Geist in mir genug Raum mir zu helfen, mich in der Sprache des Anderen zu versuchen? Ihm entgegenzukommen, Empathie zu zeigen? Mich auch in meinem sprachlichen Ausdruck zu hinterfragen.
Wenn ich Menschen in meiner Umgebung mit meinen erlernten mormonischen Floskeln begegne, treffe ich zuweilen auf Stirnrunzeln. Ausdrücke wie Heimlehren, Interview oder Thema geben sind schon sehr speziell, Besuchslehrbeauftragte oder Pfahlpräsident eigentlich unverständlich.
Schaffe ich die Übersetzung in die Sprachwelt meines Gegenüber aber schon im Kopf, kann ich ihn vielleicht erreichen und ihm vermitteln, was mich bewegt, glücklich oder traurig macht.

Und ein Miteinander gelingt besser.
Miteinander.
Welch großes Wort!


Mittwoch, 8. Juli 2015

Mormonenchristen verschönern ausgerechnet Eisenhüttenstadt

Walter Ulbricht, der ehemalige Staatsratsvorsitzende der DDR wird sich im Jenseits ärgern! Wo immer er da jetzt auch sein mag. Hier auf der Erde, hat er ja bekanntlich zu seinen Lebzeiten die Kirche bekämpft wo er konnte und sogar Kirchen wegsprengen lassen, in Leipzig etwa, oder Potsdam. Und dann wollte er noch eins draufsetzen. Eine sozialistische Stadt wollte er errichten, ohne Kirchen. Da haben ihm schon kurz nach Gründung der damaligen Stalinstadt tapfere Protestanten einen Strich durch die Rechnung gemacht, die Ihren Gottesdienst in einem ausrangierten Bauwagen abhielten. Inzwischen hat sich die Erde ja bekanntlich weitergedreht und sich auch in Hütte das Leben bundesrepublikanischen Gepflogenheiten angepasst. Kirchen gehören wieder ganz normal dazu. Vor 14 Jahren kamen dann auch noch Mormonen nach Eisenhüttenstadt und gründeten ihre 9. Gemeinde im Land Brandenburg.                                                   
Die zwanzig bis dreißig Mitglieder der Gemeinde machen ganz schön Welle in der Stadt an der Oder. Beim Oderhochwasser organisierten sie 50 freiwillige Helfer, die in Ziltendorf halfen, Flutschäden an Häusern und Grundstückenn zu beseitigen. Seit Jahren organisieren sie im Sommer ein Familiensportfest.
Vor drei Jahren holten sie das Wind Symphony Orchestre der Brigham Young University, Provo, USA nach Hütte und begeisterten 300 Konzertbesucher, zwei Hüttenstädter Einrichtungen  als Spendenempfänger und Bürgemeisterin Andrea Püschel (Linke). Seitdem kennt sie die Mormonengemeinde und weiß deren Engagement zu schätzen. Vor allem das der Familie Heitbreder. Mein Freund Detlev ist  seit 12 Jahren der Zweigpräsident, wie das ehrenamtliche Oberhaupt in kleinen Gemeinden der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage genannt wird. Im letzten Jahr startete er die Initiative "Verschönerung des Rosenhügels". Er holte die Stadt, Anwohner und seine Kirchengemeinde ins Boot und organisierte 20 Missionare der Kirche als Helfer für einen Arbeitseinsatz. Rosenbeete und Wege wurden gesäubert, Maulwurfhügel platt gemacht und Gestrüpp beseitigt. Heute nun wurde die Arbeit fortgesetzt. Wieder waren zwanzig Mormonen im Einsatz, dazu noch mehr Eisenhüttenstädter als im Vorjahr und Mitarbeiter der Stadtwirtschaft.  Bürgermeisterin Püschel dankte den Helfern für ihren Einsatz und führte einige Gespräche mit den Mormonen, die an gelben Westen mit der Aufschrift "Mormon helping hands" gut zu erkennen sind. Vor einigen Wochen besuchte sie sogar einen Gottesdienst und sprach dort in einer kurzen Botschaft darüber, dass sie sich sehr mit einer Gemeinde verbunden fühlt, die sich so sehr für die Stadt engagiert. Eine Linke spricht mit meist amerikanischen gläubigen Christen in Eisenhüttenstadt. Walter Ulbricht wird sich ärgern im Jenseits......







Mittwoch, 30. April 2014

winnimormons begins

Am 01. August 1969, drei Tage vor meinem 10. Geburtstag, wurde ich in Rathenow im Beisein meiner Mutter und meiner Sonntagsschullehrerin vom Präsidenten der kleinen Gemeinde der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Richard Ferenz im Wolzensee  getauft. Nicht auf der Seite, wo sich die Badestellen befanden, sondern auf der Südseite, wo niemand stören konnte. Am Sonntag danach konfirmierte mich Bruder Ferenz im Gottesdienst und so wurde ich Mormone. Eher unspektakulär. Heimlich. Fast peinlich anmutend. Heute, fast fünfundvierzig Jahre danach, ist mir nichts daran mehr peinlich. Im Gegenteil! Mein Leben wurde und wird bereichert und ich bin dankbar für die vielen guten Menschen, großartigen Persönlichkeiten und langjährigen Freunde. Und ich habe mehr als je zuvor das Bedürfnis, meine Glaubenserfahrungen mit anderen zu teilen. Vor allem weil ich erlebe, wie sehr jeder Mensch die Liebe Gottes braucht und sich oft auch unbewusst danach sehnt. Und weil ich in dieser Kirche Antworten auf die vielfältigen Lebensfragen und Herausforderungen des Alltags gefunden habe. Mehr dazu später. Zeile um Zeile......